Die Pfarrkirche Mariä Geburt wurde in den Jahren 1852 bis 1854 errichtet. Der damalige Pfarrer namens Schüßler schrieb in einem Brief an den Bischof: „Die der katholischen Gemeinde im Amte Bieber zustehende Kirche ist eine uralte Kapelle, an welche notdürftiger Weise in der Vorzeit noch ein kleines Kirchenschiff angebaut wurde. Sie befindet sich dermalen in sehr baufälligem Zustande, und ist für die jetzt sehr stark angewachsene Gemeinde viel zu beschränkt. Auf einer, bei schlechter Witterung und im Winter beinahe unzugänglichen Stelle des Burgbergs erbaut, erlaubt sie nur kräftigen Personen ihren regelmäßigen Gottesdienst in diesen Räumen zu verrichten.“ Und so weiter. Nach diesem Brief beschloss man, eine neue Pfarrkirche unten im Dorf zu erbauen. Deswegen gründete sich im Jahre 1841 der Verein für die Erbauung einer katholischen Pfarrkirche in Bieber. Ohne diesen gäbe es vermutlich unsere Kirche heute nicht. Man kaufte von Spenden einen Bauplatz auf der Sommerseite von Bieber. Später schreibt man zu dem erworbenen Bauplatz folgendes: „Die zu erbauende neue Kirche erhält ihre Stelle auf der Sommerseite von Bieber. Das Gebäude wird in einem einfachen, aber edlen Stil aufgeführt. Sie soll im neogotischen Stil errichtet werden. Bei der Erwerbung des Platzes wird sogleich Rücksicht auf ein daneben zu erbauendes Pfarr- und Schulhaus, nebst Garten und Schulbaumschule genommen.“
Zur Finanzierung der Pfarrkirche kommen die kurfürstliche Regierung und das bischöfliche Domkapitel in Betracht. Doch die kurfürstliche Regierung lehnte es ab, die Kirche zum Teil zu finanzieren. Das bischöfliche Domkapitel willigte ein und versprach, einen Teil zum Kirchenbau dazu zu geben. Doch ein halbes Jahr später zog sich das Domkapitel unerklärlicherweise zurück. Man schrieb einen weiteren Brief an das Domkapitel, dieser blieb dort nicht ohne Wirkung. Endlich bekam man Geld vom Domkapitel und sogar die kurfürstliche Regierung wollte den Altar, die Kanzel, die Orgel, die Glocken und weitere Kircheneinrichtungen bezahlen. Am 9. Dezember 1847 genehmigte der Bischof das Brechen und Abfahren der Sandsteine aus verschiedenen Steinbrüchen in Bieber.
Der Hofbaudirektor Ruhl erstellt 1841 den ersten Entwurf der katholischen Pfarrkirche. Er schrieb an den Verein für die Erbauung einer neuen kath. Pfarrkirche: „Den Grundriss beleuchtend, zeigte derselbe im Mittelschiff des vorgeschriebenen Raums von 5000 Quadratfuß und würde demnach groß genug seien, um etwa 800- 1000 Kirchgängern Platz zu bieten. Die Seitenpfeiler geben dem Raum den einigermaßen erforderlichen Schmuck, welcher nicht wohl aus mehrfachen Gründen entbehrt werden kann. Der Chor enthält hinreichend Raum, um den größten Altar aufzunehmen und für die beiden Eingänge zu den Sakristeien ist Platz gegeben. Die äußere Hauptfassade wird durch zwei Türme begrenzt, welches aus dem Grunde geschehen ist, weil nur die Wahl blieb, entweder den Turm vor den mittleren Eingang oder an die Seitenfassade zu erbauen. Ich schlage daher ergebenst vor, zwei Türme der Fassade zu geben.“
Erst wollte man den Plan von Hofbaudirektor Ruhl umsetzen, doch das Angebot von Hofbaudirektor Ruhl wurde schließlich verworfen. Daraufhin erstellte der Architekt Hoffmann aus Allendorf, auf Bitte des Vereins, einen zweiten Entwurf. Der Verein der neuen Pfarrkirche schrieb: "Im Jahre des Heiles 1852, am 14. Juli um 3 Uhr nachmittags, wurde der Grundstein zur neuen Pfarrkirche von Adolph Beck aus Bieber gelegt."
Früher, vor etwa hundert Jahren, sah der Innenraum unserer Pfarrkirche ganz anders aus als heute. Ein großer, neogotischer Hochaltar samt Tabernakel, der viele Verzierungen und Blattgold besaß, schmückte den Innenraum. Auch waren ein einige Gemälde an der Decke und die Wände wurden von gemalten Blumensträußen geschmückt. Im vorderen Kirchenschiff standen auf beiden Seiten sehr schöne kleine Nebenaltäre, ebenfalls im neogotischen Stil. In den 50er Jahren bekam dann die Kirche innen eine neue Gestalt. Sämtliche Gemälde an den Wänden wurden überstrichen und die drei kleinen Fenster in der Apsis wurden zugemauert. Dafür wurde an den heutigen „Himmel“ eine überlebensgroße Jesusfigur gemalt. Die neogotischen Altäre fielen ebenfalls dem neuen Zeitgeist zum Opfer. Bei der letzten, großen Sanierung des Gotteshauses von 1994 bis 1999 erhielt das Kirchenschiff abermals ein neues Aussehen. Ein neuer Zelebrationsaltar mit dazugehörigem Ambo aus Sandstein wurde eingebaut; der Hochaltar wurde auf Bestreben des damaligen Pfarrers behalten. Man überstrich das große Christusgemälde und legte drei kleinen Fenster in der Apsis wieder frei, um mehr Licht in den Kircheninnenraum zu lassen. Als Besonderheit hängte man ein großes Holzkreuz über dem Zelebrationsaltar auf. Gestiftet wurde es von der Fa. Prasch aus Roßbach, der überlebensgroße Christus wurde in Oberammergau von Hand geschnitzt.
Aus aller Schlichtheit stechen - neben dem großen Kruzifix - sicher auch unsere bunten Kirchenfenster heraus. Sie wurden im Zuge der großen Renovierung 1999 installiert und verleihen dem Kirchenschiff eine wunderbare Atmosphäre. Für die Gestaltung der gläsernen Kunstwerke beauftragte man den in New York lebenden Künstler Joachim Marx. Gefertigt wurden die Unikate von der Fa. Derix Glasstudios GmbH aus Taunusstein. Im Chor sieht man beispielsweise auf dem linken Fenster das Bußsakrament; rechts wird das Altarsakrament dargestellt.
Alle Bilder/Repros: Niklas Grob
Öffnungszeiten Pfarrbüro:
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Donnerstag 14:30 - 16:00 Uhr
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(auch während der Sommerferien)
© Mariae Geburt, Biebergemünd-Bieber